Zum Tod von Jutta Lampe :
Die eine bei all den anderen

Lesezeit: 3 Min.
Trotz allem, ein glücklicher Tag: Jutta Lampe als Winnie in Edith Clevers Inszenierung von Becketts „Glückliche Tage“ aus dem Jahr 2002 am Berliner Ensemble
Eine zum Staunen verführende Erscheinung: Sie wurde von Peter Stein entdeckt und entwickelte sich zu einer der größten Theaterschauspielerinnen Deutschlands. Nun ist Jutta Lampe in Berlin gestorben.

Ja, es werden die glücklichsten Theatertage gewesen sein: Jene Tage, an denen man Jutta Lampe auf einer Bühne sah. Als Winnie in Becketts innigem Abschiedsspiel, inszeniert von ihrer Bühnenschwester Edith Clever, 2002 in Berlin. Da saß sie im Sandhügel, mit Lippenstift und Handspiegel, den Oberkörper von einem blauen Tuch eingehüllt, saß dort und schaute mit ihren liebreizenden, alle Düsterkeit wegtäuschenden Augen ins Publikum. Und sagte den einen, Trauer und Abschied sanft verschiebenden Satz: „Oh, dies ist wieder ein glücklicher Tag, dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein. Trotz allem.“ Mit ihrem mädchenhaften, jedes Alter zärtlich zurückweisendem Gesicht, der leicht vorgewölbten Stirn, den vollen Lippen und dem wachträumenden Blick war Jutta Lampe stets mehr als eine nur auftretende Schauspielerin, sie war eine zum Staunen verführende Erscheinung.

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Simon Strauß
Simon StraußRedakteur im Feuilleton.