„Der Schneegänger“ auf Arte :
Wald und Gewalt

Von Heike Hupertz
Lesezeit: 3 Min.
Vor zwei Jahren: Der elfjährige Darijo (Talin Bartholomäus) ist mit seinem Vater Darko Tudor (Stipe Erceg) auf winterlicher Wolfsjagd.
In „Der Schneegänger“ geht ein Kind verloren. Die Auflösung des Falls ist wenig überraschend. Es gibt nur einen Grund, an diesem Fernsehfilm dranzubleiben.

Herkunft, so beschreibt es der diesjährige Träger des Deutschen Buchpreises Saša Stanišic, ist der „erste Zufall unserer Biographie“. Zum ersten Zufall kommen weitere. Für manche heißen sie Krieg und Vertreibung. Anfang der neunziger Jahre kamen viele Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem „Vielvölkerstaat“ Jugoslawien nach Deutschland. Während ein Autor wie Stanisic, im multikulturellen Višegrad an der Drina geboren, sich in Büchern mit dem Verlust und der Erinnerung, mit nationalistisch und separatistisch scharf gemachtem Fremdbild und bildungsgeprägtem Selbstbild vielfach auseinandergesetzt hat, sieht man das Thema im Fernsehen eher selten bespielt. Der „Kroatien-Krimi“ vertraut als TV-Reiserückkehrer mehr auf den Tourismusprospekt. 2015 verfilmte Niki Stein für das ZDF mit „Das Dorf der Mörder“ einen Spannungsroman von Elisabeth Herrmann, der die aus Vukovar, Kroatien, stammende Polizistin Sanela Beara, gespielt von Alina Levshin, in den Mittelpunkt stellte.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.