„Der Palast“ im ZDF : Das doppelte Lottchen tanzt aus der Girlsreihe
Es gab einen Ort im real existierenden Grau der DDR, der glitzerte kurz vor dem Fall der Mauer bunt wie Träume von Glasnost und Perestrojka. Das „Las Vegas des Ostens“, der Friedrichstadt-Palast, war Erich Honeckers Antwort auf den Veränderungswillen der Bevölkerung. Man hatte doch die frivolsten Revuen, 32 bestens ausgebildete Werktätige in der „Girlsreihe“, die längsten Tänzerinnenbeine im Sozialismus, die über Plansollerfüllung am höchsten geschwungen wurden. Die Idee, diesen Tempel der Unterhaltung als Zentrum einer Trennungs- und Wiedervereinigungsgeschichte als schauwertpralles Showbiz-Knallbonbon platzen zu lassen, ist eigentlich grandios. Geschichte über Gebäude und ihre Funktion filmisch zu erzählen, funktioniert oft. Der Erzählstrang, der sich in „Der Palast“, dem Dreiteiler des ZDF zum neuen Jahr, mit den Vorgängen 1988/1989 vor und hinter der Bühne des Friedrichstadt-Palasts befasst, funktioniert auch ganz prächtig. Obwohl er inszenatorisch kaum altbackener sein könnte.